Newsletter 18. Oktober 2022

Laufend kommen neue digitalisierte Tonspuren von Schellackplatten in unser Archiv. Diejenigen, die uns irgendwie interessant vorkommen, werden jeweils in unregelmässigen Abständen als Newsletter zusammengestellt.

Unsere Website (https://www.publicdomainpool.org/) enthält nähere Erklärungen zum Status unserer Arbeit.

ENGLISH SUMMARY

This newsletter documents the progress in establishing an inventory of the archive of shellac records of the Swiss Foundation Public Domain (https://www.publicdomainpool.org/) The records mentioned below can be accessed through the following playlists and albums:

Spirituals, Jazz and American Pop
Piano Duets
Danny Kaye
Louis Armstrong
Ella Fitzgerald and Friends The Andrews Sisters and Friends
The Boswell Sisters and Connie Boswell
Ethel Smith on the Hammond Organ
German (and Russian) "Schlager"
Short Classical Recordings Mickey Katz
Yiddish and Jewish Recordings
Jewish Traditional Folk Songs and Dances
German cabaret with Hans Moser and Others
Recitations by German Actors
French Lessons
Controlled Caterwauling

Johann Sebastian Bach Chromatic Fantasia and Fugue in D Minor played by Artur Schnabel
Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 25 C-dur KV. 503 played by Carl Seemann, conducted by Fritz Lehmann
Ludwig van Beethoven Leonore Nr. 3 Overture conducted by Henry J. Wood
Ludwig van Beethoven Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 conducted by Herbert von Karajan
Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 17 d-moll op. 31 Nr. 2 (Der Sturm) played by Adrian Aeschbacher
Gioacchino Rossini Overture William Tell conducted by George Cathie
Robert Schumann Scenes From Childhood, Op. 15 (Kinderscenen) played by Alfred Cortot
Johannes Brahms Concerto in B Flat Major played by Artur Schnabel, conducted by Adrian Boult
Franz Liszt Concerto No. 1 in E Flat, For Pianoforte and Orchestra (Triangle Concerto) played by Walter Gieseking, conducted by Henry J. Wood
Richard Wagner Aus "Die Walküre" conducted by Siegfried Wagner
Kéler Béla Lustspiel-Ouvertüre conducted by Clemens Schmalstich
Arthur Honegger Concertino for Piano and Orchestra conducted by Eugene Ormandy
George Gershwin Rhapsody in Blue Paul Whiteman and His Concert Orchestra (The Composer at the piano)

Donations are sorely needed to pay for the materials and the rent of the storage space.

Spenden werden benötigt

Die Schweizerische Stiftung Public Domain ist dringend auf Spenden angewiesen, um die Lagermiete und das Archivmaterial (Plattenhüllen, Archivschachteln) zu bezahlen. Sämtliche Arbeit am Archiv wird ehrenamtlich geleistet. Bitte unterstützt diese Arbeit!

Alfred Fassbind

Der Tenor Alfred Fassbind hat zwei lesenswerte Biografien von Tenören geschrieben:
Joseph Schmidt - sein Lied ging um die Welt,
Max Lichtegg - Nur der Musik verpflichtet.
Er hat der Schweizer Stiftung Public Domain eine grosse Anzahl von Schellackplatten geschenkt. Sämtliche in diesem und im nächsten Newsletter erwähnten Platten stammen von ihm. Neben etwas Unterhaltungsmusik enthält die Schenkung viele Aufnahmen von klassischer Musik, Symphonien, Opern.

Honegger

Wenn ich bei der Arbeit zum Fenster hinausschaue, sehe ich am gegenüberliegenden Hügel hinter Bäumen versteckt die Villa, die 1876 für Caspar Honegger, den Fabrikherrn der 1847 gegründeten Webmaschinenfabrik, gebaut wurde. (Man nennt sie heute Villa Séquin, weil sie gegen Ende des Jahrhunderts von Carl Arnold Séquin, der auch die Rote Fabrik in Zürich schuf, zu einem Neorenaissance-Palazzo umgebaut wurde.)

Von dieser Villa übersah der Fabrikherr das Gelände seiner Fabrik mit ihrem Zahnradbahn-Anschluss an den Bahnhof Rüti. Im Keller des alten Hauptgebäudes lagern heute die Schellackplatten unseres Archivs.

1966 wurde das neue Joweid-Hochhaus als Bürogebäude der Textilmaschinenfabrik gebaut und die Produktion erst an Georg Fischer und dann an die Sulzer AG verkauft. Der Bau des 10-stöckigen Hochhauses und die Einstellung des Betriebs der Zahnradbahn waren sichtbare Anzeichen für den Anfang vom Ende. Denn Aufblähung der Verwaltung und Vernachlässigung der Produktion führt immer in den Ruin. Die Sulzer AG wirtschaftete in wenigen Jahrzehnten herunter, was vorher mehr als ein Jahrhundert lang aufgebaut worden war. 1997-2001 entliess die Sulzer AG Hunderte von Mitarbeitern und verkaufte die Produktion nach Italien, blieb aber Eigentümerin der Immobilien. Seit 1997 vermietet die Sulzer AG und ihre Nachfolgeorganisation Ateliers, Büros, Werkstätten oder Lager an verschiedene Gewerbetreibende.

Die Inventarisierung des Schellack-Archivs (Fotografie, Erfassung, Digitalisierung) erfolgt in einem dieser Büros.

Villa SéquinAltes Hauptgebäude Fabrik HoneggerJoweid Hochhaus

Zur weitverzweigten Honegger-Familie aus Rüti gehören auch Bundesrat Fritz Honegger, Komponist Arthur Honegger und - entfernter - wohl auch Erich Honecker.

Hier ein "Konzertchen" von Arthur Honegger: Concertino for Piano and Orchestra dirigiert von Eugene Ormandy, einem meiner Lieblingsdirigenten.

Wer sich für die oben erwähnten Räumlichkeiten des Schellackplatten-Archivs der Schweizer Stiftung Public Domain interessiert, kann uns besuchen:

Abend der Offenen Tür der Schweizer Stiftung Public Domain

Vorstellung des Schellackplatten-Archivs

am 25.11.2022
von 18:00 bis 22:00
im Joweid Zentrum 1, 8630 Rüti
im Kinosaal, im Archivkeller und in der Digitalisierungsstation

  • Präsentation: Das digitale Archiv mit über 10'000 Tonspuren
  • Vorstellung: Vorstand der Stiftung
  • Präsentation: Abspielen von 78er-Platten auf dem Grammophon
  • Apéro
  • Führung: Das analoge Archiv
  • Präsentation: Inventarisierung
  • Führung: Inventarisierung
  • Präsentation: Internet-Radio
  • Vorstellung: Förderverein
  • Umtrunk und Austausch

Ausserdem werden Duplikate, historische Hüllen und leere Alben von Schellackplatten vor Ort zu Sponsoring-Preisen angeboten.

Um Anmeldung bis zum 22.11.2022 wird gebeten (info@publicdomain.ch / 043 311 59 15).

Unterhaltungsmusik

Aus dem Fundus von Alfred Fassbind haben wir viele einzelne Aufnahmen von Spirituals, Jazz und amerikanischen Schlagern in einer Playlist zusammengefasst.

Aufnahmen mit zwei Pianos waren offenbar en vogue.

Ausserdem haben wir weitere Stücke von Danny Kaye, von Louis Armstrong und von Ella Fitzgerald und Freunden separat gesammelt. Der von Manic Depressive präsentierte Film von Sylvia Fine, Danny Kayes Frau, aufgeführt ihrem Mann erinnert an Georg Kreislers "Opernboogie". Besonders hat mich die "Fortsetzung" von A-Tisket-A-Tasket amüsiert.

Von den Geschwisterformationen Andrews Sisters und Boswell Sisters hatte ich immer angenommen, dass es sich dabei so wenig um Geschwister handelt, wie bei den Geschwister Pfister. Wikipedia hat mich eines besseren gelehrt. Hier also die "close harmony" Gruppe The Andrews Sisters und Freunde. sowie die Boswell Sisters und Connie Boswell.

Die Hammond-Organistin Ethel Smith spielt oft Südamerikanisches.

Auch einige deutsche Schlager fanden wir, sowie einen berühmten russischen, dessen Komponist wohl je nach Ausgang des Krieges als ukrainischer Herkunft bezeichnet werden wird.

Klassische Musik

Da sich Alfred Fassbind mehr für "klassische" als für Unterhaltungsmusik interessiert, finden sich in seiner Schenkung viele Aufnahmen klassischer Musik. Da diese naturgemäss noch keine Rücksicht auf die 5-Minuten-Beschränkung der Schellackplatten nehmen konnten, fanden wir viele mehrere Platten umfassende Alben. Auch nur zweiseitige Aufnahmen haben wir teilweise als Alben zusammengefasst, damit man sie anhören kann, ohne die Platte "wenden" zu müssen:

Johann Sebastian Bach Chromatic Fantasia and Fugue in D Minor gespielt von Artur Schnabel
Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 25 C-dur KV. 503 gespielt von, dirigiert von Fritz Lehmann
Ludwig van Beethoven Leonore Nr. 3 Overture dirigiert von Henry J. Wood
Ludwig van Beethoven Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 dirigiert von Herbert von Karajan
Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 17 d-moll op. 31 Nr. 2 (Der Sturm) gespielt von Adrian Aeschbacher
Gioacchino Rossini Overture William Tell dirigiert von George Cathie
Robert Schumann Scenes From Childhood, Op. 15 (Kinderscenen) gespielt von Alfred Cortot
Johannes Brahms Concerto in B Flat Major gespielt von Artur Schnabel, dirigiert von Adrian Boult
Franz Liszt Concerto No. 1 in E Flat, For Pianoforte and Orchestra (Triangle Concerto) gespielt von Walter Gieseking, dirigiert von Henry J. Wood
Richard Wagner Aus "Die Walküre" dirigiert von Siegfried Wagner
Kéler Béla Lustspiel-Ouvertüre dirigiert von Clemens Schmalstich
Arthur Honegger Concertino for Piano and Orchestra dirigiert von Eugene Ormandy
George Gershwin Rhapsody in Blue Paul Whiteman and His Concert Orchestra (Der Komponist am Klavier)

Schliesslich haben wir viele kurze bekannte und unbekannteren Stücke in einer grossen Klassik-Playlist zusammengefasst. An deren Ende findet man die eher unbekannten Kleinen Nichtigkeiten von Mozart, wie sie in Winterthur und in London aufgeführt wurden.

Jiddisches und Jüdisches

Mickey Katz singt eine witzige Kombination von Englisch und Jiddisch. Sein Kiss of Meyer beschleunigt den traditionellen Tango und verwandelt ihn in Klezmer. (Und erinnert mich unwillkürlich an Sabine Mayer von Herrn Stumpfes Zieh und Zupf Kapelle auf die Meldodie von "Biene Maya".)

Da Jiddisch näher beim Schweizerdeutschen als beim Deutschen ist, verstehe ich einzelne Brocken, habe aber beim Ganzen oft Mühe. Eine Transkription und/oder Übersetzung würde gerne entgegengenommen und in die Metadaten integriert. Das gilt auch für diese jiddischen und jüdischen Aufnahmen.

Dieses Album hat ein hübsches Cover, die Tonqualität ist aber leider miserabel. Die Platten hatten abgebröckelte Ränder und schon bei der Aufnahme war die Aussteuerung offenbar sehr schlecht: Jewish Traditional Folk Songs and Dances

Kabarett

Auf Kabarettplatten mit Hans Moser und Anderen kann man hören, dass früher neben anderen Dialekten auch das Jüdeln zum Zug kam.

(Der Rudolph Bernhard, der uns hier seine Version des Dienstmanns beschert, hat dem Bernhard-Theater in Zürich den Namen gegeben.)

Rezitation - deutsche und französisch

So haben Schauspieler vor fast hundert Jahren ihre Texte rezitiert.

Wenn ich heute französisches Fernsehen höre, reden die mir alle zu schnell. Dieses bejahrte Französisch verstehe ich hingegen noch ganz gut.

Geheule

Aufnahmen von kontrollierten Heultönen dienten der Beurteilung der Wiedergabegeräte. (Die tiefen Frequenzen erinnern mich an den Heulton der Klimaanlage des Thurbo im Bahnhof Rüti, der bei uns im Sommer stundenlang zu hören ist.)