Newsletter 5. Mai 2025
verfasst von Hartwig Thomas
Newsletter online: https://www.schellack-archiv.ch/repository/newsletter/25-NL0003Z.html
Laufend kommen neue digitalisierte Tonspuren von Schellackplatten in das Archiv der Schweizerischen Stiftung Public Domain. Diejenigen, die uns irgendwie interessant vorkommen, werden jeweils in unregelmässigen Abständen in unserem Newsletter vorgestellt.
Diesmal viel deutsche Unterhaltungsmusik, zwei Schenkungen und ein weiterer Teil der Selisberg-Sammlung.
Unsere Website (https://www.schellack-archiv.ch/) enthält nähere Erklärungen zum Stand unserer Arbeiten.
ENGLISH SUMMARY
This newsletter documents the progress in establishing an inventory of the archive of shellac records of the Swiss Foundation Public Domain. The records mentioned below can be accessed through the following playlists:
More than 100 years ago
German Light Music Before 1933
Instrumental Music
Marches
Singing (Choir, Lied, Opera, Operetta)
Ländler
European Jazz
German Light Music 1933-1945
Mimi Thoma
German Light Music after 1945
Horst Winter
Ilse Werner
Gerhard Wendland
Maria von Schmedes
Caterina Valente
The Three Travellers
Humor
Weiss Ferdl
American Hits
Sisters
Miscellaneous
Donations are sorely needed to pay for the materials and the rent of the storage space.
Eine eigene Playlist zusammenstellen
Unsere Website wird manchmal kritisiert, weil sie nicht ermögliche, eine eigene Playlist zusammenstellen. Wir haben aus zwei Gründen auf diese Möglichkeit verzichtet.
- Eine solche Funktonalität würde bedingen, dass wir Informationen speichern, die privat für einen Benutzer sind. Das würde Sicherheitssperren und Anmeldung auf der Plattform erfordern und so den freien Zugang einschränken.
- Es ist ganz einfach, sich mit Hilfe des VLC eine eigene Playlist zusammenzustellen. Dieser ist auf allen relevanten Plattformen (Windows, LINUX, Mac, Android, ...) verfügbar.
Hier eine kurze Beschreibung, wie man dabei vorgeht:
Am besten lädt man sich zuerst ein Suchresultat oder eine der in diesem Newsletter verlinkten Playlists herunter und speichert sie lokal als XSPF Datei. XSPF steht für XML Shareable Playlist Format und ist ein internationaler Standard, den auch der VLC kennt.
Wenn man zum Beispiel nach allen Tonspuren der Schenkung von Annette Wilkes sucht, kann man das Suchresultat als XSPF-Datei herunterladen:

Alternativ kann man unter "Schenkungen" dasselbe Suchresultat als Playlist vorbereitet finden und diese als XSPF-Datei herunterladen:
Nehmen wir an, wir haben die XSPF-Datei lokal abgespeichert:
Im VLC-Player kann man diese Datei als Mediendatei öffnen:
In diesem Fall erscheint eine Fehlermeldung, weil der erste Eintrag in der Playlist ein Album (also eine Playlist in der Playlist) ist.
Man kann den störenden Eintrag im VLC leicht löschen. Alle anderen erscheinen in der Wiedergabeliste des VLC und können dort abgespielt werden.
Sogar das Photo des Plattenlabels wird vom VLC angezeigt, wenn man einen Eintrag auswählt:
In der Wiedergabeliste des VLC kann man einzelne Einträge löschen, andere hinzufügen, mehrere XSPF-Dateien vereinigen und die veränderte Playlist wieder als XSPF-Datei abspeichern. Diese als persönliche Playlist immer wieder abgespielt werden und eignet sich als persönliches Geschenk für Freunde, wie früher eine Schallplatte.
Schenkung Werner Hofmann, Dürnten
Werner Hofmann arbeitet in der Werkstatt des Klangmaschinen-Museums in Dürnten und repariert bzw. restauriert dort die verschiedensten Musikgeräte. Er hat uns eine Sammlung von Schellackplatten geschenkt, die aus verschiedenen Brockenhäusern stammen und so gut dokumentieren, welche Musik in der Deutschschweiz von 1900 bis 1960 gehört, gespielt und gekauft wurde. Wir danken ihm für diese Schenkung.
Schenkung Annette Wilkes, Grevelsberg
Annette Wilkes hat uns die Schellackplatten ihrer Mutter geschenkt. Auch ihr danken wir herzlich.
Früher hat man mehr Klassik und Oper/Operette gehört, während Schlager eher als etwas Verruchtes galten. In dieser Sammlung findet sich ein Album mit Schuberts Unvollendeter Symphonie.
Ein Kamerad im Studentenheim Steinwiesstrasse hat mich mit dieser Text-Unterlegung des Motivs im 1. Satz bekannt gemacht, bevor ich die Musik überhaupt kannte:
Frieda Wo kommste her? Wo gehste hin? Wann kommste wieda?
Er kannte viele solche Ergänzungen klassischer Musik, wie etwa die Geschichte vom Hund mit der Wurst und dem Eckstein zur Melodie des Radetzky-Marschs. (Später hat er für die NZZ Kreuzworträtsel konstruiert.)
Mein Problem: Auch nach 50 Jahren ist es mir unmöglich, diese Symphonie zu hören, ohne dass sich mir der Text aufdrängt ...
Urs Marti, Sammlung Seelisberg, Teil 2
Urs Marti hat einen weiteren Teil einer Sammlung aus Seelisberg digitalisiert und uns die Tonspuren überlassen. Es sind viele sehr alte Aufnahmen dabei und einiges aus den Niederlanden. Wir danken Urs Marti für seine vielen wertvollen Beiträge zu unserem digitalen Archiv.
Sehr frühe Aufnahmen und Unterhaltungsmusik vor 1933
Die frühen Aufnahmen sind mehr als hundert Jahre alt und ihre Tonqualität lässt manchmal zu wünschen übrig.
Zur Unterhaltungsmusik vor 1933 gehört auch eine Platte mit Musik der Comedian Harmonists.
Instrumentalmusik und Märsche
Auch Marschmusik ist Instrumentalmusik. Wir haben hier auch Stücke wie die Hymne des Fussball-Clubs Lugano dazugezählt.
Gesang
Unter diesem Titel fassen wir Chorgesang, Lied, Opern- und Operettenarien zusammen.
Ländler
Zu den Ländlern haben neben der Schweiz auch andere Länder beigetragen.
Europäischer Jazz
Unter diesem Titel sind hier nur einige wenige Europäische Aufnahmen zusammengefasst. So etwa Soldier of mine gesungen von Lys Assia begleitet vom Bob Huber Orchester. Oder Down Argentina Way gesungen von Billy Toffel begleitet von Teddy Stauffer mit seinen Original Teddies. Mehr Jazz findet man unten unter den amerikanischen Schlagern.
Deutsche Unterhaltungsmusik 1933-1945
Die deutsche Unterhaltungsmusik der Hitlerzeit beschäftigte sich viel mit Müttern, Heimat und Soldaten.
Mimi Thoma
Deutsche Unterhaltungsmusik nach 1945
Eine Ausnahme ist Mach' nicht so traurige Augen von Leila Negra, die uns hier zum dritten Mal hintereinander in einem Newsletter begegnet. Ihr Lied gegen Diskriminierung und Rassismus würde heute wohl von der Sprachpolizei wegen dem Halbsatz "weil Du ein Negerlein bist" kritisiert. Nach deren Auffassung müssen wir die Welt verbessern, indem wir nicht über sie reden wie sie ist, sondern wie sie (nach ihrer Ansicht) sein soll. Ein solcher Umgang mit der Sprache ist im wortwörtlichen Sinn scheinheilig.
Horst Winter
Ilse Werner
Gerhard Wendland

Gerhard Wendland wurde erst nach seiner amerikanischen Kriegsgefangenschaft berühmt.
Auch mein Vater gelangte als sehr spät ausgehobener Gymnasiast in amerikanische Gefangenschaft, wo Halbwüchsige nicht ausgehungert wurde wie bei den Russen in Fünfeichen. Er sprach später immer mit Hochachtung über "seinen" schwarzen Sergeant, der ihm Englisch beibrachte, Literatur (Edgar Allan Poe) beschaffte und ihm indirekt so seine Karriere bei IBM ermöglichte.
Anscheinend hat auch Gerhard Wendland mit Hilfe seiner amerikanischen Kontakte den Weg ins Schlagergeschäft der Nachkriegszeit gefunden.
Maria von Schmedes

Auch die Österreicherin Maria von Schmedes gehört zur Übergangsgeneration. In Ich hab' rote Haar macht sie uns darauf aufmerksam, dass eine Frau früher auch wegen ihrer Haarfarbe diskriminiert wurde.
Caterina Valente

Die Italienerin Caterina Valente hatte das Pech, als Kind in russische Kriegsgefangenschaft zu geraten. Nach dem Krieg trat sie als kosmopolitische Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin auf vielen Bühnen und in vielen Filmen auf. Oft zusammen mit Peter Alexander wie im Film "Liebe, Tanz und tausend Schlager", aus dem wir hier den Schlager Eventuell präsentieren.
Unter ihren Aufnahmen in unserer Playlist finden sich recht viele Stücke des kubanischen Komponisten Ernesto Lecuona wie etwa Malagueña. Ihre Affinität zu Kuba drückt sie auch in Fiesta Cubana aus. So leichtherzig konnte man über die Schönheit Kubas und die Leichtigkeit des Lebens der Kubaner singen, bevor Fidel Castro und Che Guevara sich daran machten, die Kubaner systematisch zu dezimieren, indem sie sie ermordeten, vergewaltigten, vertrieben und aushungerten. Noch heute können dort nur korrupte Mafiosi ein einigermassen menschenwürdiges Leben führen, wovon die Bücher - etwa Anständige Leute - von Leonardo Padura zeugen.
Die drei Travellers
Humor
Dieses Mal fanden wir eine ganze Anzahl humoristischer Platten. Humor auf Schallplatten ist generell schwierig. Wie man Kriminalromane meistens nur einmal lesen kann, solange man noch nicht weiss, wer der Mörder ist, so findet man ja nur über Witze lustig, deren Pointe man noch nicht kennt. Der Genuss des wiederholten Abspielens ist also bei Humorplatten stark eingeschränkt. Mit Musik und lokalen Dialekten wird Humor auf Platten interessanter.
Als ich den Untertitel "Da tàt a dar à stinka" der Weltschmerz-Ballade (Teil 1 und Teil 2)
in Google Translate eingab, wurde dieser als korsisch identifiziert und auf Englisch als "From father to son" übersetzt. Als Übersetzung ins Deutsche kam "Das ist ein verdammter Stinker"
heraus (immer noch korsischen Ursprungs) ...
Tatsächlich handelt es sich um eine etwas extreme bayrische Phonetik für "Das täte Dir auch stinken".
Weiss Ferdl
Amerikanische Hits
Obwohl in diesem Newsletter vor allem deutsche Unterhaltungsmusik vorkommt, fanden wir auch eine Reihe amerikanischer Hits.
Darunter nicht nur eine bemerkenswerte Version des südamerikanischen Kiss Of Fire von Toni Arden, sondern auch Cartoon-Songs von Bugs Bunny und Tweety (Tweety-Pie?).
Schwestern
Nicht nur die legendären "close harmony" singenden Andrews Sisters, sondern auch die Boswell Sisters traten mit faszinierenden Jazz-Songs wie Roll On, Mississippi, Roll On auf. Im Gegensatz zu den Geschwister Pfister handelte es sich bei diesen amerikanischen Formationen tatsächlich um Geschwister. Connie Boswell trat auch alleine auf und sang zum Beispiel The Panic Is On.
Verschiedenes
Auch diesmal finden sich unter diesem Titel alle möglichen Platten, die wir sonst nirgends einordnen konnten.
Google Translate erweist sich dabei als nützliches Werkzeug, wenn wir mit für uns unlesbaren Platten wie dieser aus dem arabischen Raum konfrontiert sind. Beni Müller hat recherchiert, dass es sich wahrscheinlich um Musik aus Nordafrika (Ägypten, Marokko?) handelt. Ob die Titel von Google Translate richtig übersetzt wurden, muss noch von Native Speakers bestätigt werden (siehe das obige bayrische Beispiel ...)
Saxophon-Liebhaber werden sich über Sax-O-Phun und Saxophon-Gelächter amüsieren.
Das KMM Kulturzentrum
Das KMM Kukturzentrum lädt jeweils am ersten Mittwoch des Monats zum KMM-Lunch ein. Der nächste findet am 7. Mai statt. Ich werde dann dort sein und würde mich freuen, einige Schellack-Freunde dort zu treffen.
Am 8. Mai trifft sich der Stiftungsrat zu seiner jährlichen Sitzung im KMM Kulturzentrum. Im Anschluss daran findet um 17:00 Uhr eine Führung durch das Klangmaschinen-Museum statt. Es sind noch Plätze frei. Wer an dieser Führung und/oder am darauffolgenden Abendessen im KMM Kulturzentrum interessiert ist, möchte dies bitte mitteilen.
Spenden und Unterstützung

Die Schweizerische Stiftung Public Domain ist dringend auf Spenden angewiesen, um die Lagermiete und das Archivmaterial (Plattenhüllen, Archivschachteln) zu bezahlen. Sämtliche Arbeit am Archiv wird ehrenamtlich geleistet. Bitte unterstützt diese Arbeit!
CD als Dank
Wer 100 Franken spendet, erhält auf Wunsch eine CD mit rund 20 selbstgewählten 20 Titeln.
Mitgliedschaft Förderverein
Wer wünscht, dass das Schellackplatten-Archiv auch längerfristig besteht, wird gebeten, dem Förderverein beizutreten.
- Mitglieder (100 CHF/Jahr),
- Gönner (250 CHF/Jahr) und
- Institutionen als Mitglieder (2000 CHF/Jahr)
Helfer gesucht
Wir danken allen, die ihr Bedauern über die Aufgabe des Büros geäussert haben. Man kann uns auch unterstützen, ohne etwas zu spenden. Wir suchen Helfer auf folgenden Gebieten:
- Bekanntheit des Schellack-Archivs steigern
- Treffen organisieren
- Präsenz auf Social Media aufbauen und pflegen
- Kontakte mit anderen Organisationen aufnehmen und pflegen
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